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Wenn Kinder töten - Kinder als Täter
Wie soll ich das nur meinem Kind erklären?

Es ist so unglaublich

Es war einer dieser Karfreitagsmomente. Die Nachricht am Handy ploppte auf: Eine 12- und eine 13-Jährige hatten ein gleichaltriges Mädchen umgebracht. März 2023.

Wie kann das sein? Der Glaube an das Gute im Menschen, an unschuldige Kinder ist dahin. Jetzt wieder: ein 6-jähriges Mädchen wurde evtl. von einem 14-jährigen umgebracht. September 2023.

Ratlos stehen wir vor diesen Taten und können es kaum glauben. 

In dem Moment zupft mich meine Tochter am Ärmel. "Papa, was ist los. Du schaust so ernst. Was steht denn in der Zeitung?"

Mit großen Augen sieht sie mich an. Sieht das Entsetzen in meinen Augen und ich sehe, wie sie zur Zeitung greift und zu lesen beginnt.

Was soll ich nur sagen? Es ist so unglaublich, was passiert ist.

Wie kann ich meinen Kindern den Glauben an das Gute im Menschen mitgeben, wenn es mir gerade selbst abhandenkommt?

#Kinder als Täter

Thema ansprechen?

Vielleicht geht es dir so, dass du zögerst, über dieses Thema überhaupt mit deinem Kind zu sprechen. Vielleicht hat dein Kind bereits erste Fragen gestellt und du weißt nicht, wie du darauf antworten sollst.

Zwei Punkte sind mir an dieser Stelle wichtig:

1. Es bringt nichts, etwas zu verharmlosen.

2. Kinder fragen nur so weit, wie sie es selbst psychisch auch verkraften.

Was heißt das nun? Es macht wenig Sinn das Thema von dir aus anzusprechen, wenn dein Kind davon gar nichts hören will. Lass es in seiner Verdrängung, in seinem inneren "Schutzraum". Du brauchst kein Thema ansprechen, das für dein Kind offensichtlich gar kein Thema ist oder sein soll.

Falls dein Kind aber mit diesem Thema kommt und evtl. sogar Angst hat, dass ihm ähnliches widerfahren könnte, ist es wichtig, dein Kind ernst zu nehmen und in erster Linie zuzuhören. Was macht die Geschichte mit deinem Kind? Wie geht es ihm damit? Welche Gedanken tauchen bei deinem Kind auf?

Zwei innerpsychische Gefahren

Wenn Kinder von diesen schlimmen Ereignissen erfahren, weckt dies bei einigen natürlich Angst: Kann mir das auch passieren? "Böse" Menschen könnten mich umbringen oder mir Schaden zufügen. Die Gefahr dabei ist, dass eigene Ängste größer werden können, denn nun gibt es einen realen Beweis, dass es "böse" Menschen gibt, die Schaden zufügen können. Wenn dein Kind bereits mit Ängsten zu kämpfen hat, kann dieses Ereignis nochmal mehr verunsichern. Hier ist es wichtig, dein Kind einerseits vor der Berichterstattung zu schützen, aber andererseits für die Fragen und Themen deines Kindes da zu sein.

Aber es kann noch etwas innerpsychisch auslösen, an das viele nicht denken: Bei manchen kann durch diese Ereignisse eine andere Angst ausgelöst werden: Die Angst vor den inneren "Dämonen", nach dem Motto: "Ich bin doch auch oft wütend. Neulich habe den anderen Jungen an der Treppe runtergeschubst. Wenn er blöd gefallen wäre, wäre er jetzt auch tot. Nicht dass ich zum Mörder werde." Manche Kinder bekommen Angst vor ihrer eigenen Kraft, die sie auch gegen andere verwenden können. Auch hier ist ein völlig unstrukturiertes Gespräch wichtig: gib deinem Kind nicht vor, wie es über die Ereignisse zu denken hat, sondern sei neugierig, mit welchen eigenen Gedanken es reagiert. Ein guter Zuhörer, eine gute Zuhörerin ist ein effektiver Schutz gegen Gedanken, die innerlich zu groß werden können.

Im Hier und Jetzt verankern

Wenn du den Eindruck hast, dein Kind ist durch seine Gedanken, die diese Berichte auslösen, zu sehr verunsichert, ist es hilfreich, dein Kind zurückzuholen, in sein eigenes Leben, in seine eigene Welt. Wie sind denn die anderen Jugendlichen, die dein Kind konkret kennt? Könnten die wirklich gefährlich werden oder sind die eher mit sich selbst beschäftigt und interessieren sich gar nicht dafür, wer sonst noch an der Bushaltestelle steht? 
Wie sind die Erlebnisse mit der eigenen Wut? Was war das Schlimmste, was passiert ist? Okay, da gab es vielleicht schon mal blaue Flecken, aber gestorben ist da keiner dran...

Du merkst, indem du dein Kind wieder an die Realität im eigenen Leben erinnerst, kannst du ihm helfen, mit diesem Schreckgespenst umzugehen. Denn diese Ereignisse sind realistisch sehr sehr sehr selten. Es ist an dieser Stelle dann wieder wie mit allen Ängsten: Sicherheit können wir als Eltern vor allem dann ausstrahlen, wenn wir uns selbst sicher sind und nicht übermäßig verunsichern lassen.

Herzliche Grüße

Stefan Hetterich


Dein Stefan Hetterich

Als Psychologe und Kinder- und Jugendlichen-psychotherapeut begleite ich seit 18 Jahren Eltern, Kinder und Jugendliche in und durch psychische Krisen.
Alle psychischen Probleme entstehen aus (meist unbewussten) Gründen. Je mehr wir über diese Ursachen wissen, umso leichter finden wir auch hilfreiche Wege, damit umzugehen.
Denn: Verständnis ist der Schlüssel zur Veränderung.

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